Im Jahre 1980 ersetzte das Presbyterium in der evangelischen Friedenskirche in Sendenhorst die alten Holzsprossenfenster durch farbige Bleiverglasung. Die künstlerische Gestaltung stammt vom damaligen Gemeindepfarrer Werner Günther. Er gibt dazu die folgenden Anregungen:
Der Kreis ist Zeichen der Einheit, der Ganzheit ohne Anfang und Ende. Er spiegelt Erde, Sonne und Gestirne wieder, und mit Sonne und Sternen ist er zugleich Symbol des Lichts. Der Kreis bedeutet auch zusammenschließende, zusammenhaltende Kraft.
Zunächst gestaltete er neun der zehn Fenster. Das Fenster hinter der Orgel, das fast ausschließlich nur von außen zu sehen ist, blieb einfach weiß. Die neun Fenster behandeln die Feste des Kirchenjahres. Begonnen wird mit dem Fenster auf der Orgelseite. Im Uhrzeigersinn schließen sich die anderen Fenster an. Das Fenster an der Kanzelseite am Ausgang ist das letzte Fenster, das die Aussagen des Ewigkeitssonntags darstellt.
gekürzt und bearbeitet nach einem Manuskript von Pfarrer W. Günther
Das Lied des evangelischen Dichters Jochen Klepper ist nicht adventlich stimmungsvoll. Er schrieb es angesichts des bedrohlichen Nationalsozialismus, dessen Opfer er und seine Familie drei Jahre später wurden. Hier ergeben rot und blau - Blut und Himmel - die violetten Farbtöne.
Die Nacht ist vorgedrungen, der Tag ist nicht mehr fern
(s. Gesangbuch: EG 16, 1.3)
Christus, das Licht der Welt: die Mitte des Weihnachtsfestkreises. Globalisierung ist ein Schlag- und Problemwort unserer Zeit zwischen Bangen und Hoffen. - Dessen unbewusst und ungeahnt klingt das Weihnachtslied von 1684 vor diesem Horizont:
Dies ist die Nacht, da mir erschienen
(s. Gesangbuch: EG 40, 1.3)
Jesu Kreuz und Dornen, Angst und Folter, stellen das damals erlittene Unheil den heutigen Ängsten und Folterungen zur Seite: Christus, der mit uns und für uns leidet, durchbricht den Kreislauf von Ängsten und Nöten:
Du großer Schmerzensmann, vom Vater so geschlagen.
(s. Gesangbuch: EG 87, 1.4)
Wo blieben wir Christen, gäbe es Ostern nicht? Dann wäre dieses Fenster im Ganzen so, wie es jetzt nur noch ganz unten ist: violett und schwarz - finster, nicht Fenster! Ostern aber hat das Finstere und Dunkle aufgebrochen (siehe die Aussagen zum Altarkreuz). An Ostern ruft der Schöpfer zum zweiten Mal: Es werde Licht!:
Der schöne Ostertag! Ihr Menschen, kommt ins Helle!
(s. Gesangbuch: EG 117)
Der Geist Gottes bewegte in der Schöpfung die Urflut. Sein Feuer entfachte an Pfingsten die werdende Kirche. Diese Geisteskraft erfüllt, erweckt, durchweht die Welt zu einem immer neuen Halleluja:
Der Geist des Herrn erfüllt das All mit Sturm und Feuersgluten;
(s. Gesangbuch: EG 566 [RWL])
An Pfingsten hat sich die Offenbarung Gottes erfüllt. Seitdem leben die Christen „im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes." Dies ist keine leere Formel, sondern es ereignet sich:
Gelobet sei der Herr, mein Gott, mein Licht, mein Leben;
(s. Gesangbuch: EG 139, 1-3)
Der Tod zeigt immer noch die Zähne. Tief liegt des Todes Schatten auf der Welt. Im Krankenhaus um die Ecke und in den Elendsländern des südlichen Erdballs. Doch der zweifache Name des letzten Sonntags im Kirchenjahr zeigt die Spannung - und deren Auflösung an: „Totensonntag" und „Ewigkeitssonntag":
Herr, mach uns stark im Mut, der dich bekennt
(s. Gesangbuch: EG 154)
Da die Fenster nicht gegenständlich gestaltet sind, kann jeder Betrachter für sich selbst weitere Glaubensaussagen, Wege und Inhalte in ihnen entdecken.
Das letzte Fenster, das nur von außen zu sehen ist (es ist hinter der Orgel), gestaltetete Werner Günther im Jahr 2010. Oben ist das Siegel der Kirchengemeinde, die Friedenstaube zu sehen, unten erinnern uns Regenbogen und chaotisches Dunkel an die Sintflut. Realisiert wurde dieses Fenster mit Hilfe des Fördervereins der Friedenskirche.
„Himmel und Erde vereinen sich beide": auf die in Dunkelheit gefangene Erde kommt von oben her das Licht des Himmels und wird ein Teil von ihr:
Jesus ist kommen, Grund ewiger Freude
(s. Gesangbuch: EG 66)
„Wir glauben an den einen Gott, den Vater, den Allmächtigen, der alles geschaffen hat, Himmel und Erde, die sichtbare und die unsichtbare Welt. " (Nicänisches Glaubensbekenntnis). Die Himmelfahrt des irdischen Jesus Christus macht die Verbindung zwischen der sichtbaren und der unsichtbaren Welt endgültig:
Auf Christi Himmelfahrt allein ich meine Nachfahrt gründe
(s. Gesangbuch: EG 122)